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MacProfiler 06/2003 – Seite 92

ADOBE PHOTOSHOP AWARD 2003

Teilweise Gießen

Den ersten Preis der professionellen Anwender beim Photoshop Award 2003 erhielt Till Schürmann für sein aufwendiges fiktives Panorama der Universitätsstadt Gießen

» Eigentlich ist die Architektur-Montage älter als naturalistische Wiedergaben von Stadtarchitektur. Schon Maler des Mittelalters und der Renaissance zeigten weniger reale als ideale Stadtansichten, und mit Manierismus und Barock begann die freie Komposition von Gebäuden und Plätzen ohne Rücksicht auf ihre tatsächliche Nachbarschaft, die bald als Capriccio bezeichnet wurde. Nach ähnlichen Prinzipien hat Till Schürmann, Hauptgewinner in der Profi-Kategorie des Adobe Photoshop Awards 2003, das Panorama seiner Universitätsstadt Gießen in Photoshop montiert: Wenig von dem, was hier wie selbstverständlich nebeneinander steht, findet sich so in der Wirklichkeit. Manche Häuser wurden aus zwei oder drei Bauwerken zusammengefügt, die Kilometer weit auseinander liegen - schaut man genauer hin, entdeckt man zudem zahllose Details wie parkende Autos, abgestellte Fahrräder, herumlaufende Menschen, Firmenzeichen oder Fassadeninschriften, die sich bruchlos in ihr Ambiente einpassen, tatsächlich aber das Ergebnis mühsamen Freistellens und Einfügens sind.

Besonders bemerkenswert erschien der Jury diese Arbeit, die die Möglichkeiten von Photoshop hervorragend einsetzt, nicht nur wegen der erheblichen Arbeit, die hier investiert wurde, sondern auch wegen der Sorgfalt, die Schürmann auf das Ausgangsmaterial verwandt hat: Damit alles stimmig wirkt, mussten Perspektive und Beleuchtung bei jedem der zahllosen Elemente übereinstimmen. Dass das nicht bei jedem einzelnen perfekt der Fall ist, weiß nur Till Schürmann selbst, der gelegentlich kleine Kompromisse eingehen musste. Das aber übersehen selbst kritische Betrachter, wenn sie sich nicht sehr viel Zeit für die Suche nehmen.

Das monumentale Werk entstand übrigens nicht extra für den Award, sondern wuchs aus dem zunächst nicht sonderlich anspruchsvollen Vorhaben, eine Einladungskarte für die Abschlussfeier von Schürmanns Semester zu entwerfen. Irgendwie musste dann alles rein, was während der vergangenen Jahre eine wichtige Rolle gespielt hatte: Straßenzüge, Gebäude, Kneipen, Menschen und Objekte. Insidern erzählt das Bild viele Geschichten - Jury und Besucher der Ausstellung kommen ohne Kenntnis des Fotomaterials kaum aus, um Komposition und Aufwand angemessen zu würdigen. Aber auch ohne das Hintergrundwissen kann man sich leicht in der virtuellen Stadtlandschaft verlieren, der Schürmann den Namen "Ideoscope" gegeben hat. Wer sich für die technischen Feinheiten des Photoshop-Einsatzes interessiert, kann beim immer neuen Vergleich mit den Fotos die eingesetzten Verfahren nachvollziehen. Das ist neben der ästhetischen Qualität der Werke zentrales Anliegen des Wettbewerbs.

Doc Baumann


Ausstellung in Berlin

Wer sich dieses und zahlreiche andere prämierte Werke des Adobe Photoshop Awards 2003 im Großformat anschauen möchte, sollte die Ausstellungseröffnung am 10. Mai um 16 Uhr 30 im Willy-Brandt-Haus in Berlin nicht versäumen. Die Ausstellung läuft bis zum 21. Mai täglich - außer montags - von 12 bis 18 Uhr. Wegen der Sicherheitsbestimmungen im Gebäude müssen Besucher einen Personalausweis vorlegen.

Adresse: Stresemannstr. 28, U-Bahn-Station Hallesches Tor

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